Ich bin in Clermont angekommen. Alles lief wie am Schnürchen. Meine Eltern, Mario und Tobi bildeten mein persönliches und äußerst liebenswertes Abschiedskommitee in Berlin. Um 21.45 Uhr begann die Reise im CityNightLine nach Paris, nachdem sich die schwere Zugtür etwas überraschend schloss und sie beinahe meine Füße einklemmte, weil ich mich entgegen aller Warnschilder noch im für die Füße gefährlichen Abschnitt befand. Egal!
1.15 Uhr logistischer Halt in Dortmund (nach Stopps in Wolfburg, Hannover und Bielefeld) Mein Schwesterherz wurde darüber natürlich in Kenntnis gesetzt und so traf ich sie und ein paar ihrer Freunde doch noch - auch wenn ein wenig unerwartet. So hatten wir wenigstens Zeit, uns noch einmal zu drücken und ein wenig rumzualbern, auch wenn ich stets ein bisschen Angst hatte, dass sich die Tür unverhofft schließen würde und wir gleich losfahren.
Anschließend versuchte ich zu schlafen, was mir auf Grund mangelnder Beinfreiheit und der vergeblichen Suche nach einer einigermaßen komfortablen Position leider nur teilweise gelang und ich demzufolge wohl nur rund 2-3 Stunden schlief. Mein Abteilinsassen vermittelten jetzt auch nicht den Eindruck, dass sie - so wie ich manchmal - mit einem unbefriedigten Mitteilungsbedürfnis ausgestattet waren. In Aachen gab’s ne neue Lok und die umgekehrte Fahrtrichtung gratis mit dazu. Von Belgien (Halt in Liège und Brüssel) bekam ich nicht wirklich viel mit.
Morgens gegen 8 Uhr machte sich ein wenig ausgeprägtes Wachsamkeitsgefühl breit bzw. -naja - die Phase eines angedeuteten Schlafes war bedauerlicherweise vorbei.
So profitierte ich von den Sonnenstrahlen, die unseren schnell fortschreitenden Nachtzug - der nun eigentlich ein Tagzug war - durchdrangen. Im Waschbeckenraum fand eine improvisierte Wiederaufbereitung statt, die die Wiederherstellung der Gesellschaftsfähigkeit zum Ziel hatte. Beim Heraustreten und gerade nachdem ich mich mit dem erfrischenden Gefühl von ein wenig Sauberkeit wieder hingesetzt hatte, entdeckte ich, dass der Tagzug dabei war an Compiègne vorbeizufahren. Ja, ich fuhr in diesem Moment wirklich an der Stadt vorbei, die ich schon einmal 11 Monate meine Heimat nennen durfte. Ein Gefühl von nostalgischer Sehnsucht und unendliche Freude überfielen mich. „Ja, nun ist es wirklich soweit. Ich bin in Frankreich und auf dem Weg nach Paris zum Gare du Nord, wo Anna auf mich wartet - eine ganz liebe Freundin aus Freiburg, die assistante de langue in Fontainebleau ist und einen Tag vor mir in Paris eintraf.
Pünktlich kamen wir an und ich schritt bepackt wie ein Esel (2 Koffer, Schlaf- und Rucksack sowie Laptop-Tasche) Richtung Bahnhofsgebäude. Ein herzliches Wiedersehen und ein Besuch in einem der zahllosen Cafés um den Bahnhof herum folgten. Es war sooooo cool Anna hier in Frankreich wiederzusehen und zu wissen, dass es ein Leichtes sein wird sich ab und an zu treffen. Nachdem ein paar organisatorische und persönliche Angelegenheiten geklärt wurden und ich mein billet de train gekauft hatte, stieg ich, ein wenig gespannt, in den train express régional nach Clermont.
Nach weiteren 50 Minuten kam ich nun endlich in der Stadt an, die für die nächsten 7 Monate mein Hauptwohnsitz sein wird. Zu meiner großen Erleichterung wurde ich am Bahnhof von meiner sympathischen Betreuungslehrerin abgeholt und ganz freundlich empfangen. Wir fuhren umgehend zur Schule. Auf der Suche nach den Schlüssel für die Assistentenwohnung wurde mir von ihr gleich das halbe Lycée gezeigt. Ich wurde vielen netten Leuten - Lehrer, Direktorin und Verwaltungspersonal - vorgestellt und stets mit einem herzlich „Bienvenue!“ begrüßt und anschließend sofort mit allen möglichen Räumlichkeiten und Sachverhalten konfrontiert. Mein Fach im Lehrerzimmer, Kopierer, Essensgeld etc. Meine Betreuungslehrerin wies stets daraufhin, dass ich im Gegensatz zu vielen anderen Assistenten, schon sehr gut Französisch spreche und ich wohl keine sprachliche Barriere mehr zu überwinden habe. Jaja, so ein Zivildienst ist schon ’ne feine Sache. Auf Erstaunen traf auch die Tatsache, dass ich mir bewusst die Picardie als Zielregion ausgesucht habe und auch Clermont schon kannte.
Ganze zwei Stunden verbrachten wir damit überall mal vorbeizuschauen. Es war so schöner und interessanter „Sprung ins kalte Wasser“! Dennoch war ich sehr froh, dann endlich in meiner tollen Wohnung zu sein und meinem nach einer Dusche lechzenden Körper eine Freude zu machen. Ehrlich gesagt, musste ich bei der Führung oftmals denken: „Oh man, Timm! Wie du aussiehst! Was müssen die Leute von dir denken!“ und „Ich will duschen!!!“
Mit der Wohnung bin ich nach all den Horrorvorstellungen, die durch einen gewissen Erfahrungsbericht geschürt wurden, wirklich zufrieden. Die zwei Zimmer sind ungefähr gleich groß und bieten genügend Platz, um zahlreichen Besuch zu empfangen. Also drei Personen passen - horizontal gesehen – locker in mein Zimmer. Die gesamte Wohnung wurde kurz vor meiner Ankunft gestrichen und gereinigt. Eine relativ große Küche mit Spüle, 2 Schränken, Ofen, Kühlschrank und einer Heizung, die nicht zu verstellen geht und sie heizt, als würden wir hier in der Antarktis leben. (Hilfeeee Papa!!!) Das Badezimmer mit Dusche und Waschbecken ist verglichen mit Freiburger Verhältnissen riesig. Haken und Aufhängemöglichkeiten fehlen jedoch noch. Intermarché ich kommeeee! Das Klo ist separat - eine der wenigen praktischen Ideen, in denen uns die Franzosen meiner Meinung nach überlegen sind. (Rolläden mit langen Stangen zum Kurbeln sind jedoch ätzend.) Mein Zimmer ist wirklich ausreichend ausgestattet: Bett, Nachtisch, Schreibtisch, Schrank, Kleiderschrank, Beistelltisch und Fernseher (den kann mein zukünftiger amerikanischer Mitbewohner gerne haben). Zwei große Fenster geben genügend Licht und ermöglichen nicht nur die eigenen Nachbarn zu beobachten, sondern auch - dank der nicht vorhandenen Vorhänge - selbst beobachtet zu werden.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung der Dusche von innen, war ich bereit für einen Besuch im paradis terreste - l’Intermarché. Fünf Minuten zu Fuß und zwei Straßen weiter war es soweit. Hach… die mir so vertraute olfaktorische Wolke eroberte meine Geruchsnerven. Wie hypnotisiert schritt ich durch die Gänge und freute mich wie ein keines Kind darüber, dass ich all die bekannten Produkte wieder sah. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass ich mich erst nach gut einer Stunde satt gesehen habe und der französischen Wirtschaft mit ca. 40 € zu mehr Dynamik verhalf. Zurück in meiner Wohnung (wie schön, dass sagen zu können… ‚meine Wohnung in France’) packte ich aus und räumte alles ein. Es wurde zelebriert, „so wie wenn als ob“ es Weihnachten wäre. *dahinschmelz*
Ich klärte noch einmal letzte Unklarheiten hinsichtlich der Schlüssel und des Zugangs zu meiner Wohnung, wenn die Schule geschlossen ist. Dann aß ich endlich die Stullen, die mir mein Schwesterherz in Dortmund überreichte. Irgendwie war ich schließlich auch so müde von der nicht kurzen Anreise und all den Eindrücken, dass ich entschloss, bereits ins Bett zu gehen. Ein Telefonat mit den Eltern lag mir noch am Herzen und dann schloss ich die Augen, bevor ich 3 Stunden später wieder aufwachte und irgendwie nicht einschlafen konnte. Also fing ich schon mal an, diesen Post zu schreiben. Voilà!
Der erste Morgen: Die Vorfreude auf richtige Bettwäsche erleichterte mir das Aufstehen. Mein erster (etwas zu starker und sehr geschmacksintensiver) Kaffee wurde nach dem morgendlichen Besuch in der Wiederaufbereitungsanlage zubereitet. Frühstück: Toastbrot mit heimatlichem Honig, Erdbeermammeladö und no-name-Nutella ausm Intermarché. Dann kam meine Betreuungslehrerin und brachte mir Bettwäsche, Decke, Kopfkissen und Laken sowie ein paar Geschirrtücher. Jetzt geht’s zum Collège, um mich dort vorzustellen. Danach Konto eröffnen, Carte 12-25 besorgen und sich um ein Handy kümmern.
Im Collège wurde ich ebenso herzlich empfangen. Der dortige Deutschlehrer lud mich direkt ein, an zwei Unterrichtsstunden (6e und 4e) teilzunehmen. Es war ziemlich süß, die Kinder sprechen zu hören. Erstaunlicherweise spricht der Lehrer kaum Französisch während des Unterrichts. Die Schüler der 4e mussten die Schüler meinen Namen, mein Alter, meine Hobbys, meine Herkunft und Informationen über meine Familie erfragen und dann wiedergeben. Nachdem der Lehrer die Anweisung gegeben hatte, wurde ich auch sofort gefragt: „What’s your name?“ … Ich dachte mir: Olala, das kann ja heiter werden. Im Anschluss lief es dann aber recht gut. Danach wurde jemand zu einer zuvor besprochenen grammatischen Problematik befragt und es wurden die Hausaufgaben kontrolliert. Das Collège hier in Clermont ist äußerst modern ausgestattet und befindet sich in einem Gebäude, welches erst vor vier Jahren erbaut wurde. Farben… überall Farben. Jeder Raum besitzt einen eigenen Overheadprojektor und Beamer. Der Lehrer verwendet im Unterricht seinen Laptop und „beamt“ Texte, Bilder oder Arbeitsanweisungen an die Wand. Im Schrank gibt es Papier en masse und andere Utensilien. So fortschrittlich ist selbst manche Uni in Deutschland nicht.
Dann kam der Lehrer nach hinten zu mir und offenbarte mir auf Deutsch, dass die Schüler nun eine „Klassenarbeit“ schreiben würden, aber noch nichts davon wüssten. *hehe* Naja, es war eher ein Test, der das Hörverstehen der Schüler überprüfte. Ich persönlich fand ihn echt leicht. Per Kassette wurde ein kurzer Text satzweise vorgespielt und die Schüler mussten einzelne Worte in dem Lückentext, den sie vor sich hatten, ergänzen. (Worte wie: Rad, teuer, Freundin, einverstanden) Zu meiner Überraschung waren unterhalb des Lückentextes jene Worte bereits angegeben, sodass die Schüler meiner Meinung nach es wirklich nicht schwer hatten, die richtige Lösung zu finden. Danach mussten sie die richtige Antwort auf Fragen zum Text finden und ankreuzen. Alles wurde dreimal angehört.
Anschließend folgte eine Stunde in einer 6e, die seit September Deutsch lernen. An diesem Tag lernten sie, ihre Familie vorzustellen:
Mein Vater heißt…
Meine Mutter heißt…
Mein Bruder heißt…
Meine Schwester heißt…
Als schwierig erwies - natürlich - die Aussprache des „h“ und des „e“ bei meine. So süüüüß: Mein- Mutter -eißt…
Nahezu jeder Schüler wurde aufgerufen und musste die Sätze nacheinander anwenden. Ausspracheschwierigkeiten wurden umgehend berichtigt. Als es zu den Geschwistern kam, hatten es manche leicht, da sie Einzelkind waren. Lustig war es bei den beiden Zwillingen in der Klasse. Ein Junge sollte seine gesamte Familie vorstellen und die Mitschüler mussten anschließend alles wiedergeben: Sein Vater heißt…
Bei den Geschwistern stellte er dann fest, dass er ja drei Brüder hat. Da die Schüler die Pluralform von „Bruder“ noch nicht hatten, sollte er eben sagen: Mein Bruder heißt… und mein Bruder heißt… und mein Bruder heißt… . Der arme Junge, denn er meinte dann, er habe auch drei Schwestern. Also das ganze noch mal. Als er bei der zweiten Schwester angelangt war, bemerkte er plötzlich auf Französisch: „Ach nee, ich hab ja vier.“ *Schenkelklopfer* Jaja, ich denke, das wird ganz lustig am Collège, wo ich voraussichtlich jeden Montag arbeiten werde.
Bevor ich am Nachmittag dann die Stadt erkundete, machte ich noch eine kleine sièste. Ich testete im Folgenden, wie lange ich von mir zum Bahnhof brauche, da dies wahrscheinlich ein Weg sein wird, den ich nicht selten gehen werde. Einmal dort angekommen, nach 10min, erwarb ich dann sogleich die französische Bahncard: „Carte 12-25“ für 49 €, damit ich in Zukunft bis zu 60% Rabatt auf den normalen Fahrpreis bekomme. Die Innenstadt von Clermont ist sehr schön auf einem kleinen Hügel gelegen, auf dem die die gotische Kirche St. Samson thront. Nachdem ich in einem Buchladen und im Tourismusbüro vorbeigeschaut habe, den Waschsalon entdeckte und mich um ein Handy kümmerte, eröffnete ich dann auch gleich noch ein Konto bei der Post, was relativ reibungslos verlief. Ein kurzer Besuch im paradis terreste durfte auch an diesem Tag nicht fehlen.
Abends meldeten sich endlich meine Freunde aus Beauvais, die ich eigentlich zum Dîner nach Clermont einladen wollte. Schließlich kam Philippe dann aber nach Clermont gedüst, um mich zum Abendbrot in Beauvais abzuholen. So sah ich also endlich Philippe und Jenny wieder. Dem ausgiebigen Dîner folgten ein amüsantes Gespräch und der übliche Warentransfer und schließlich eine zu kurze Nacht, denn um halb sieben hieß es AUFSTEHEN. Nun konnte ich auch endlich in die großen und wunderschönen Augen von Leila schauen. Da Philippe heute sowieso nach Compiègne musste, nahm er mich wieder mit und setzte mich auf halber Strecke in Clermont ab. Hach… es ist so toll, so tolle Freunde zu haben.
Gleich gehe ich dann mit meiner Betreuungslehrerin vom Lycée in der Kantine Mittagessen. Zuvor sollte ich aber noch das Essengeld bezahlen. Am Freitagabend stehen gleich zwei Versammlungen auf dem Plan.
Fotos folgen!
1.15 Uhr logistischer Halt in Dortmund (nach Stopps in Wolfburg, Hannover und Bielefeld) Mein Schwesterherz wurde darüber natürlich in Kenntnis gesetzt und so traf ich sie und ein paar ihrer Freunde doch noch - auch wenn ein wenig unerwartet. So hatten wir wenigstens Zeit, uns noch einmal zu drücken und ein wenig rumzualbern, auch wenn ich stets ein bisschen Angst hatte, dass sich die Tür unverhofft schließen würde und wir gleich losfahren.
Anschließend versuchte ich zu schlafen, was mir auf Grund mangelnder Beinfreiheit und der vergeblichen Suche nach einer einigermaßen komfortablen Position leider nur teilweise gelang und ich demzufolge wohl nur rund 2-3 Stunden schlief. Mein Abteilinsassen vermittelten jetzt auch nicht den Eindruck, dass sie - so wie ich manchmal - mit einem unbefriedigten Mitteilungsbedürfnis ausgestattet waren. In Aachen gab’s ne neue Lok und die umgekehrte Fahrtrichtung gratis mit dazu. Von Belgien (Halt in Liège und Brüssel) bekam ich nicht wirklich viel mit.
Morgens gegen 8 Uhr machte sich ein wenig ausgeprägtes Wachsamkeitsgefühl breit bzw. -naja - die Phase eines angedeuteten Schlafes war bedauerlicherweise vorbei.
So profitierte ich von den Sonnenstrahlen, die unseren schnell fortschreitenden Nachtzug - der nun eigentlich ein Tagzug war - durchdrangen. Im Waschbeckenraum fand eine improvisierte Wiederaufbereitung statt, die die Wiederherstellung der Gesellschaftsfähigkeit zum Ziel hatte. Beim Heraustreten und gerade nachdem ich mich mit dem erfrischenden Gefühl von ein wenig Sauberkeit wieder hingesetzt hatte, entdeckte ich, dass der Tagzug dabei war an Compiègne vorbeizufahren. Ja, ich fuhr in diesem Moment wirklich an der Stadt vorbei, die ich schon einmal 11 Monate meine Heimat nennen durfte. Ein Gefühl von nostalgischer Sehnsucht und unendliche Freude überfielen mich. „Ja, nun ist es wirklich soweit. Ich bin in Frankreich und auf dem Weg nach Paris zum Gare du Nord, wo Anna auf mich wartet - eine ganz liebe Freundin aus Freiburg, die assistante de langue in Fontainebleau ist und einen Tag vor mir in Paris eintraf.
Pünktlich kamen wir an und ich schritt bepackt wie ein Esel (2 Koffer, Schlaf- und Rucksack sowie Laptop-Tasche) Richtung Bahnhofsgebäude. Ein herzliches Wiedersehen und ein Besuch in einem der zahllosen Cafés um den Bahnhof herum folgten. Es war sooooo cool Anna hier in Frankreich wiederzusehen und zu wissen, dass es ein Leichtes sein wird sich ab und an zu treffen. Nachdem ein paar organisatorische und persönliche Angelegenheiten geklärt wurden und ich mein billet de train gekauft hatte, stieg ich, ein wenig gespannt, in den train express régional nach Clermont.
Nach weiteren 50 Minuten kam ich nun endlich in der Stadt an, die für die nächsten 7 Monate mein Hauptwohnsitz sein wird. Zu meiner großen Erleichterung wurde ich am Bahnhof von meiner sympathischen Betreuungslehrerin abgeholt und ganz freundlich empfangen. Wir fuhren umgehend zur Schule. Auf der Suche nach den Schlüssel für die Assistentenwohnung wurde mir von ihr gleich das halbe Lycée gezeigt. Ich wurde vielen netten Leuten - Lehrer, Direktorin und Verwaltungspersonal - vorgestellt und stets mit einem herzlich „Bienvenue!“ begrüßt und anschließend sofort mit allen möglichen Räumlichkeiten und Sachverhalten konfrontiert. Mein Fach im Lehrerzimmer, Kopierer, Essensgeld etc. Meine Betreuungslehrerin wies stets daraufhin, dass ich im Gegensatz zu vielen anderen Assistenten, schon sehr gut Französisch spreche und ich wohl keine sprachliche Barriere mehr zu überwinden habe. Jaja, so ein Zivildienst ist schon ’ne feine Sache. Auf Erstaunen traf auch die Tatsache, dass ich mir bewusst die Picardie als Zielregion ausgesucht habe und auch Clermont schon kannte.
Ganze zwei Stunden verbrachten wir damit überall mal vorbeizuschauen. Es war so schöner und interessanter „Sprung ins kalte Wasser“! Dennoch war ich sehr froh, dann endlich in meiner tollen Wohnung zu sein und meinem nach einer Dusche lechzenden Körper eine Freude zu machen. Ehrlich gesagt, musste ich bei der Führung oftmals denken: „Oh man, Timm! Wie du aussiehst! Was müssen die Leute von dir denken!“ und „Ich will duschen!!!“
Mit der Wohnung bin ich nach all den Horrorvorstellungen, die durch einen gewissen Erfahrungsbericht geschürt wurden, wirklich zufrieden. Die zwei Zimmer sind ungefähr gleich groß und bieten genügend Platz, um zahlreichen Besuch zu empfangen. Also drei Personen passen - horizontal gesehen – locker in mein Zimmer. Die gesamte Wohnung wurde kurz vor meiner Ankunft gestrichen und gereinigt. Eine relativ große Küche mit Spüle, 2 Schränken, Ofen, Kühlschrank und einer Heizung, die nicht zu verstellen geht und sie heizt, als würden wir hier in der Antarktis leben. (Hilfeeee Papa!!!) Das Badezimmer mit Dusche und Waschbecken ist verglichen mit Freiburger Verhältnissen riesig. Haken und Aufhängemöglichkeiten fehlen jedoch noch. Intermarché ich kommeeee! Das Klo ist separat - eine der wenigen praktischen Ideen, in denen uns die Franzosen meiner Meinung nach überlegen sind. (Rolläden mit langen Stangen zum Kurbeln sind jedoch ätzend.) Mein Zimmer ist wirklich ausreichend ausgestattet: Bett, Nachtisch, Schreibtisch, Schrank, Kleiderschrank, Beistelltisch und Fernseher (den kann mein zukünftiger amerikanischer Mitbewohner gerne haben). Zwei große Fenster geben genügend Licht und ermöglichen nicht nur die eigenen Nachbarn zu beobachten, sondern auch - dank der nicht vorhandenen Vorhänge - selbst beobachtet zu werden.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung der Dusche von innen, war ich bereit für einen Besuch im paradis terreste - l’Intermarché. Fünf Minuten zu Fuß und zwei Straßen weiter war es soweit. Hach… die mir so vertraute olfaktorische Wolke eroberte meine Geruchsnerven. Wie hypnotisiert schritt ich durch die Gänge und freute mich wie ein keines Kind darüber, dass ich all die bekannten Produkte wieder sah. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass ich mich erst nach gut einer Stunde satt gesehen habe und der französischen Wirtschaft mit ca. 40 € zu mehr Dynamik verhalf. Zurück in meiner Wohnung (wie schön, dass sagen zu können… ‚meine Wohnung in France’) packte ich aus und räumte alles ein. Es wurde zelebriert, „so wie wenn als ob“ es Weihnachten wäre. *dahinschmelz*
Ich klärte noch einmal letzte Unklarheiten hinsichtlich der Schlüssel und des Zugangs zu meiner Wohnung, wenn die Schule geschlossen ist. Dann aß ich endlich die Stullen, die mir mein Schwesterherz in Dortmund überreichte. Irgendwie war ich schließlich auch so müde von der nicht kurzen Anreise und all den Eindrücken, dass ich entschloss, bereits ins Bett zu gehen. Ein Telefonat mit den Eltern lag mir noch am Herzen und dann schloss ich die Augen, bevor ich 3 Stunden später wieder aufwachte und irgendwie nicht einschlafen konnte. Also fing ich schon mal an, diesen Post zu schreiben. Voilà!
Der erste Morgen: Die Vorfreude auf richtige Bettwäsche erleichterte mir das Aufstehen. Mein erster (etwas zu starker und sehr geschmacksintensiver) Kaffee wurde nach dem morgendlichen Besuch in der Wiederaufbereitungsanlage zubereitet. Frühstück: Toastbrot mit heimatlichem Honig, Erdbeermammeladö und no-name-Nutella ausm Intermarché. Dann kam meine Betreuungslehrerin und brachte mir Bettwäsche, Decke, Kopfkissen und Laken sowie ein paar Geschirrtücher. Jetzt geht’s zum Collège, um mich dort vorzustellen. Danach Konto eröffnen, Carte 12-25 besorgen und sich um ein Handy kümmern.
Im Collège wurde ich ebenso herzlich empfangen. Der dortige Deutschlehrer lud mich direkt ein, an zwei Unterrichtsstunden (6e und 4e) teilzunehmen. Es war ziemlich süß, die Kinder sprechen zu hören. Erstaunlicherweise spricht der Lehrer kaum Französisch während des Unterrichts. Die Schüler der 4e mussten die Schüler meinen Namen, mein Alter, meine Hobbys, meine Herkunft und Informationen über meine Familie erfragen und dann wiedergeben. Nachdem der Lehrer die Anweisung gegeben hatte, wurde ich auch sofort gefragt: „What’s your name?“ … Ich dachte mir: Olala, das kann ja heiter werden. Im Anschluss lief es dann aber recht gut. Danach wurde jemand zu einer zuvor besprochenen grammatischen Problematik befragt und es wurden die Hausaufgaben kontrolliert. Das Collège hier in Clermont ist äußerst modern ausgestattet und befindet sich in einem Gebäude, welches erst vor vier Jahren erbaut wurde. Farben… überall Farben. Jeder Raum besitzt einen eigenen Overheadprojektor und Beamer. Der Lehrer verwendet im Unterricht seinen Laptop und „beamt“ Texte, Bilder oder Arbeitsanweisungen an die Wand. Im Schrank gibt es Papier en masse und andere Utensilien. So fortschrittlich ist selbst manche Uni in Deutschland nicht.
Dann kam der Lehrer nach hinten zu mir und offenbarte mir auf Deutsch, dass die Schüler nun eine „Klassenarbeit“ schreiben würden, aber noch nichts davon wüssten. *hehe* Naja, es war eher ein Test, der das Hörverstehen der Schüler überprüfte. Ich persönlich fand ihn echt leicht. Per Kassette wurde ein kurzer Text satzweise vorgespielt und die Schüler mussten einzelne Worte in dem Lückentext, den sie vor sich hatten, ergänzen. (Worte wie: Rad, teuer, Freundin, einverstanden) Zu meiner Überraschung waren unterhalb des Lückentextes jene Worte bereits angegeben, sodass die Schüler meiner Meinung nach es wirklich nicht schwer hatten, die richtige Lösung zu finden. Danach mussten sie die richtige Antwort auf Fragen zum Text finden und ankreuzen. Alles wurde dreimal angehört.
Anschließend folgte eine Stunde in einer 6e, die seit September Deutsch lernen. An diesem Tag lernten sie, ihre Familie vorzustellen:
Mein Vater heißt…
Meine Mutter heißt…
Mein Bruder heißt…
Meine Schwester heißt…
Als schwierig erwies - natürlich - die Aussprache des „h“ und des „e“ bei meine. So süüüüß: Mein- Mutter -eißt…
Nahezu jeder Schüler wurde aufgerufen und musste die Sätze nacheinander anwenden. Ausspracheschwierigkeiten wurden umgehend berichtigt. Als es zu den Geschwistern kam, hatten es manche leicht, da sie Einzelkind waren. Lustig war es bei den beiden Zwillingen in der Klasse. Ein Junge sollte seine gesamte Familie vorstellen und die Mitschüler mussten anschließend alles wiedergeben: Sein Vater heißt…
Bei den Geschwistern stellte er dann fest, dass er ja drei Brüder hat. Da die Schüler die Pluralform von „Bruder“ noch nicht hatten, sollte er eben sagen: Mein Bruder heißt… und mein Bruder heißt… und mein Bruder heißt… . Der arme Junge, denn er meinte dann, er habe auch drei Schwestern. Also das ganze noch mal. Als er bei der zweiten Schwester angelangt war, bemerkte er plötzlich auf Französisch: „Ach nee, ich hab ja vier.“ *Schenkelklopfer* Jaja, ich denke, das wird ganz lustig am Collège, wo ich voraussichtlich jeden Montag arbeiten werde.
Bevor ich am Nachmittag dann die Stadt erkundete, machte ich noch eine kleine sièste. Ich testete im Folgenden, wie lange ich von mir zum Bahnhof brauche, da dies wahrscheinlich ein Weg sein wird, den ich nicht selten gehen werde. Einmal dort angekommen, nach 10min, erwarb ich dann sogleich die französische Bahncard: „Carte 12-25“ für 49 €, damit ich in Zukunft bis zu 60% Rabatt auf den normalen Fahrpreis bekomme. Die Innenstadt von Clermont ist sehr schön auf einem kleinen Hügel gelegen, auf dem die die gotische Kirche St. Samson thront. Nachdem ich in einem Buchladen und im Tourismusbüro vorbeigeschaut habe, den Waschsalon entdeckte und mich um ein Handy kümmerte, eröffnete ich dann auch gleich noch ein Konto bei der Post, was relativ reibungslos verlief. Ein kurzer Besuch im paradis terreste durfte auch an diesem Tag nicht fehlen.
Abends meldeten sich endlich meine Freunde aus Beauvais, die ich eigentlich zum Dîner nach Clermont einladen wollte. Schließlich kam Philippe dann aber nach Clermont gedüst, um mich zum Abendbrot in Beauvais abzuholen. So sah ich also endlich Philippe und Jenny wieder. Dem ausgiebigen Dîner folgten ein amüsantes Gespräch und der übliche Warentransfer und schließlich eine zu kurze Nacht, denn um halb sieben hieß es AUFSTEHEN. Nun konnte ich auch endlich in die großen und wunderschönen Augen von Leila schauen. Da Philippe heute sowieso nach Compiègne musste, nahm er mich wieder mit und setzte mich auf halber Strecke in Clermont ab. Hach… es ist so toll, so tolle Freunde zu haben.
Gleich gehe ich dann mit meiner Betreuungslehrerin vom Lycée in der Kantine Mittagessen. Zuvor sollte ich aber noch das Essengeld bezahlen. Am Freitagabend stehen gleich zwei Versammlungen auf dem Plan.
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2 Kommentare:
hey timmy! na, das klingt ja schon so als ob du dich schon voll eingelebt haettest! bist auf jeden fall gut aufgehoben dort, so begeistert, wie du klingst :-) hoffe, dir gehts gut da drueben, a bientot :-P
christine
ach ja, herrlich, wie du immer wieder franzoesische sachen wie billet de train reinschreibst :-P sowas haelt mein franzoesisch fit (oder was davon halt noch da ist ;-)
schnupski, mal janz was anderes deine verbalen ergüsse schriftlich zu absorbieren... leider kann ich nicht mehr differenziert kommentieren, da bei solch einer informationsfülle mein gedächtnis nicht mithalten kann... :) anyhow, freut mich, that you're enjoying it :) beblesst
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